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Die Wahrheit - Der Tod

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 Der Tod

Zunächst einmal ist der „Tod“ nur ein Wort, ein Wort mit drei Buchstaben. Eins, das man mit sehr viel Respekt behandelt, indem man ihm entweder aus dem Wege geht oder man es versucht möglichst in Gesellschaft mit Hoffnung zu schmücken, die jedoch keinen Halt findet und in Einsamkeit gnadenlos abgleitet. Die Welle der irdischen Geselligkeit und Satire hat bereits sämtliche Bereiche des menschlichen Daseins, seien sie noch so ernst und tragisch, überflutet, doch einzig und allein der Tod bleibt im Trockenen. Allein das Wort verbreitet Ernsthaftigkeit und Augenblicke des Bewusstseins und der Besinnung. Für einen kurzen Moment spüren wir unsere Nichtigkeit und Sinnlosigkeit unseres täglichen Treibens, um es dann möglichst schnell wieder aufzunehmen. Denn wir wissen, dass der Tod den Sinn unserer Existenz buchstäblich in den Schatten stellt und uns unserer Motivation beraubt, falls wir ungläubig sind und davon ausgehen, dass der Tod das absolute Ende ist. Doch welche Bedeutung hat der Tod tatsächlich?

Stets ist der Mensch in seinem Leben um Sicherheiten bestrebt. Sei es nun, seine Partnerschaft zu stabilisieren, seinen Berufsstand zu festigen, seine Gesundheit zu erhalten oder seine Rente zu sichern. Denn Sicherheit bedeutet innere Ruhe und Frieden. Doch in diesen Bereichen wird der Mensch jenen Zustand niemals erreichen, weil es in ihnen keine Garantie gibt. Die absolut einzige tatsächliche irdische Sicherheit ist der Tod, nach der der Mensch meistens nicht trachtet. Und solange er dies nicht tut, solange wird er auch keinen inneren Frieden finden, denn bei allem Glück und aller Freude sitzt der Tod in seinem Hinterkopf und erinnert ihn an seine Vergänglichkeit. Mit Riesenschritten eilt er dem Tod entgegen und ist auch stets von ihm umgeben. Oder ist jemand morgens aufgestanden, hat sich die Zähne geputzt, sich ins Auto gesetzt und wusste, dass er auf dem Weg zur Arbeit tödlich verunglücken wird? Nein, er hat im Traum nicht daran gedacht und trotzdem ist es passiert. Plötzlich und völlig unerwartet. Wie also ist jemand zu verstehen, der behauptet, es sei noch viel zu früh, um sich ernsthaft darüber Gedanken zu machen? Rechne dein restliches Leben, das du erwartest, in Sekunden aus, und du wirst feststellen, dass dein Leben bloß eine reale Zahl und die Null ihr sicheres Ziel ist. Wie würde sich der Alltag eines Menschen mit diesem Bewusstsein nun darstellen? Mit Sicherheit wäre jeder Antrieb lahm gelegt, der Energie und Kraft freisetzt, um bestimmte irdische Ziele zu erreichen. Und trotzdem arbeitet das Kraftwerk Mensch auf Hochtouren um irdischer Genüsse willen. Wie ist das nur möglich? Es entzieht sich doch jeder Logik, mit jedem Tropfen Schweiß nach irdischen Dingen seien sie materiell oder auch immateriell zu streben, wo doch der Mensch weiß, dass zum Schluss etwas kommt, was ihm alles wieder wegnehmen wird.

Ein Mann sitzt auf einem Stuhl. In naher Entfernung sieht er einen Gegenstand, der ihm gut gefällt. Und in seiner Nähe ist ein bewaffneter Wächter. Steht der Mann auf? Die Antwort lautet nein. Denn warum sollte er seine Kraft verschwenden für etwas sei es noch so schön und brauchbar, was er sowieso nicht bekommen kann. Doch der ungläubige Mensch steht auf wider jede Vernunft. Es ist das gleiche Prinzip wenn man es auf das Leben bezieht mit dem Unterschied, dass die Entfernung in Zeit bemessen ist und der Wächter von den meisten ignoriert bzw. nicht ernst genommen wird. Dann wird diesen Menschen erzählt, dass es hinter ihnen etwas gibt, was lohnender und besser ist als das, was sie anstreben. Doch sie glauben dieser Rede nicht, weil sie es nicht sehen. Und um es zu sehen, müssten sie sich drehen und außerdem ist das Ziel in greifbare Nähe gerückt. Dann gibt es noch jene, die verstanden haben, dass jeder Eifer Unsinn ist, sitzen bleiben und sich nach anderen Dingen umschauen. Und der, der sucht, der findet.

Tatsächlich ist es so, dass der Mensch keine fassbaren Beweise für die Auferstehung nach dem Tode hat. Doch was er hat, ist Wissen, das ihm durch 124.000 Propheten übermittelt wurde. Und dem Wissen folgt der Glaube und nicht umgekehrt. Wenn sich der Mensch Allah nicht ergibt, dann bleiben zwei Sorten von Menschen übrig, die Allah im Quran erwähnt: der Gahil und der Kafir, Als Gahil wird ein Unwissender bezeichnet und ein Kafir ist jemand, der das Wissen bzw. die Wahrheit, die bereits zu ihm gelangt ist, verdeckt, was das Wort Kafar (verdecken) auch buchstäblich im Arabischen beschreibt. Streng genommen geht es nicht um die Frage glauben oder nicht glauben sondern um wissen und nicht wissen und wie mit diesem Wissen umgegangen wird. Denn Allah spricht im Quran: "Und jede Seele kennt die Wahrheit ". Ferner bedeutet dies, dass der Unglaube im eigentlichen Sinne gar nicht existent ist. Entscheidend ist der Wille des Menschen, der sich entweder unterwirft oder im Widerwillen verharrt, Wenn es nicht so wäre, könnte der Ungläubige für seinen Unglauben nicht bestraft werden, da er ja nicht ungläubig sein wollte. Der Glaube und das Wissen kommen von Allah und der Wille ist beim Menschen.

Nun steht der Mensch vor der Wahl: Entweder entscheidet er sich für das Diesseits und somit für das Vergängliche oder er wählt das Diesseits und das Jenseits, wobei dies eigentlich keine Frage der Wahl sondern eine der Logik und der Vernunft ist. Denn nehmen wir einmal an, dass zwei Männer in den Dschungel gehen wollen. Der eine von beiden behauptet, dass dort ein Löwe sein könnte und er deswegen lieber ein Gewehr mitnehmen will, um sich vor dem Löwen zu schützen. Der andere dagegen ist vom Gegenteil überzeugt und beschließt keine Waffe mitzunehmen. Wer ist nun der Vernünftigere von beiden und kann auch mit dem besseren Ausgang rechnen? Dies ist lediglich eine rhetorische Frage und die richtige lautet eigentlich: Was hindert diesen Mann, das Gewehr mitzunehmen? Was hindert die Menschen, die Bezeugung zu sagen, sich vor ihrem Schöpfer niederzuwerfen, einmal im Jahr zu fasten, die Armensteuer zu zahlen und einmal im Leben die Pilgerfahrt zu vollziehen?

Es ist das eigene Leben, das den Menschen hindert lebendig zu werden, wie absurd sich das auch anhört. Wann hat der Mensch die Gelegenheit bzw. nimmt sie war, mit sich allein zu sein? Sobald er aber in diesem Zustand ist, verlassen seine Gedanken die Oberfläche und suchen den Grund. Doch er findet keinen Grund. Entweder er forscht weiter oder er flüchtet sich zurück in sein Leben; in den Lärm. Und genau an dieser Stelle greift das System. Er wird mit allen Mitteln an der Oberfläche gehalten, um ihn nicht zu verlieren. Praktisch sieht das so aus, dass der Mensch ständig mit verschiedensten Dingen konfrontiert wird: Der Radiowecker geht an. Es läuft Musik. Währenddessen wäscht man sich, zieht sich an, frühstückt und schaut sich dabei eventuell noch das Frühstücksfernsehen an, bevor man aus dem Haus geht. Man setzt sich in den Wagen, macht das Radio an und fährt zur Arbeit, die ihn mit einem Berg voller Aufgaben empfängt. Man freut sich schon auf die Mittagspause, in der man ein bisschen mit den Kollegen quatschen kann. Endlich zu Hause. Die Beine werden hochgelegt und zur Entspannung ein wenig im Fernsehen rumzappen, doch es kommt sowieso nur Mist. Eine Kleinigkeit essen und ab ins Fitnesscenter. Wie krieg ich bloß meine Pfunde weg? Danach ist das Treffen mit paar Freunden im Cafe, wo man bei ein zwei Bier über den Weltschmerz redet und dann vielleicht etwas angeheitert nach Hause fährt. Um zehn Uhr kommt noch ein guter Film und dann aber wird geschlafen.

Der schlaue Mensch würde an dieser Stelle entgegnen, dass man selbst entscheiden kann, ob zum Beispiel der Finger zum Fernsehknopf geht oder nicht. Doch der Mensch gibt sich dem System hin und springt in den Fluss. Und ob er nun schwimmt oder nicht, er wird mitgerissen, und zwar in die eine Richtung. Es gibt sicherlich den einen oder anderen, der gegen den Strom schwimmt, doch lange wird er es nicht tun, da ihm die Kraft schwindet, Es sei denn, er schwimmt ans Ufer und steigt aus dieser Strömung aus. Man nennt sie auch Konsum. Man konsumiert, ob man es nun braucht oder nicht. Das spielt auch keine Rolle mehr. Und wenn, man konsumiert, dann muss man auch nichts anderes tun, denn man tut ja was. Und wenn man äußerlich nichts mehr tun würde, bliebe nur noch das innere übrig, nämlich das Denken. Doch genau das soll der Mensch nicht tun, denn dann würde er über sein Tun nachdenken und schließlich nicht mehr so viel konsumieren, was sicherlich nicht im Sinne des Systems ist. Ferner ist der Konsum ein Mittel den Menschen zu kontrollieren und seine Gedanken und Meinungen zu lenken. Denn all das, was dem Menschen eingegeben wird, kommt in einer modifizierten Form wieder heraus. Und mag der Mensch noch so intelligent sein, der Auswurf wird nicht das Gegenteil vom Einwurf sein. Wenn ich eine Dose in die Presse schmeiße, kommt sie nicht als Dose wieder heraus. Die Form hat sich zwar gänzlich verändert, doch das Blech bzw. das Material ist dasselbe geblieben.

Doch das Schwerwiegendste, was dem Menschen in diesem System angetan wird ist, dass man ihn von der Wahrheit fernhält. Doch was ist Wahrheit? Wahrheit ist, wenn man ganz alleine nachts in seinem Zimmer sitzt. Dann muss man über Wahrheit nicht mehr selbstgefällig stundenlang, philosophieren. Sie setzt sich auf deinen Kopf und wartet, wie du mit ihr umgehen wirst. Ein absolut ehrlicher Moment. Ohne äußere Einflüsse, die die Wahrheit sofort vertreiben würden. Keine Geräusche, keine Bewegung und keine Absicht. Der reinste Ist-Zustand des Menschen. Um herauszufinden, was dunkel ist, müssen wir wissen, was hell ist. Um das Böse zu erkennen, brauchen wir das Gute. Und so bringt auch die Wahrheit die Lüge ans Licht. Denn das, was gestern alles passiert ist, ist in diesem Moment völlig unwichtig und ganz weit weg. Wie weggeblasen. Dieses wahrhaftige Bewusstsein lässt dich förmlich spüren, dass du auf einer Kugel mitten im dunkeln sitzt, dass du unglaublich unwichtig und vor allen Dingen alleine bist. Wo ist der Radioknopf, der dich davor rettet? Man kann zwar ein bisschen von der Wahrheit davonlaufen, doch abhängen wird man sie nie. In diesen Momenten fragt man sich nie, ob man reich oder arm, ob man berühmt oder ob man Kinder haben wird. Vielmehr gehen einem Fragen durch den Kopf, die die Lüge niemals stellen wird, wie zum Beispiel: Was soll das ganze? Was wird mit mir geschehen? Und bei der letzten Frage wird einem deutlich, dass man sterben wird und merkt, weil man nachgedacht hat, dass das Ende gar nicht mal so weit weg ist. Man wird des Todes bewusst und erkennt die Bedeutungslosigkeit des alltäglichen irdischen Treibens. Doch was passiert in den meisten Fällen am Tag darauf? Das, was ich oben bereits beschrieben habe. Der Mensch gibt sich der Lüge hin und verdrängt das, was er weiß. Doch manch einer lässt sich darauf nicht ein und versucht mit der Wahrheit zu leben, um sich nicht selbst zu betrügen. So wird er sein Tun mehr nach dem Tod ausrichten als nach dem Leben. Und um das tun zu können, wird er daran glauben, dass der Tod nicht das Ende ist. Würde er nicht daran glauben, könnte er auch nicht mit der Wahrheit leben, denn dann wäre jeder Schritt absolut sinnlos. Das bedeutet Wahrheit und Glaube können nur zusammen existieren, also sind sie eins. Und der Punkt ist, dass man nicht glaubt, weil man mit der Wahrheit lebt, sondern man lebt mit der Wahrheit, weil man glaubt. Folglich lebt der Ungläubige mit der Lüge.

Die Wahrheit ist, dass Allah existiert und wir alle werden schon in naher Zukunft Rechenschaft über unser Leben und unser Wissen ablegen müssen. Dann wird der eine bis zu seinen Knien, der andere bis zur Hüfte und der dritte bis zum Hals in seinem eigenen Schweiß stehen, so die Aussage des Gesandten Allahs, Segen und Heil auf ihm. So verleugne nicht die Wahrheit, erkenne Allah an und strebe nach seinem Wohlgefallen, auf das du die ewige Glückseligkeit erfahren mögest. Denn das einzige, was du verlierst, wenn du den Glauben annimmst, ist die Lüge.

 

Idris Fakiri

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